Die jungen Wilden der digitalen Gründerszene, die auch hierzulande auf sich aufmerksam machen, sind im wahrsten Sinne des Wortes gefragt. Die Beliebtheit der neuen Generation als Interviewpartner erinnert dabei fast schon an Mark Zuckerberg (Facebook) oder Chad Hurley und Steve Chen (YouTube) in den frühen Tagen ihrer Karriere. Einer der am stärksten nachgefragten Gründer ist derzeit Dennis Crowley, Mitgründer des „standortbezogenen Social Networks“ (Selbstbeschreibung) Foursquare. Das galt auch für seinen Auftritt bei der PICNIC in Amsterdam. Und so handelten sich nicht wenige angesichts des vollen Terminkalenders bei Interviewanfragen eine Absage ein.
Dass es dennoch möglich war, mit ihm persönlich zu sprechen, verdanke ich einer Eingabe. Diese entstand aus einem Gespräch, das ich während seiner laufenden Präsentation, mit Piet Drecoll (artundweise) führte. Inspiriert vom einigermaßen hektischen Vortrag Crowleys versteiften wir uns darauf, in der Folge weniger auf die Selbstvermarktung der Plattform zu achten denn auf gezielte Hinweise, die der Mitgründer zur Monetarisierungsstrategie von Foursquare lieferte. Als diese bis zum Ende seines Vortrags mehr oder weniger komplett ausblieben, fragte ich ihn direkt via Twitter , ob er schon mal darüber nachgedacht habe, Geld zu verdienen.
Die Reaktion auf diese bewusst provokante Frage ließ nicht lange auf sich warten und so fand ich mich gemeinsam mit den Kollegen Thomas Knüwer (kpunktnull), Daniel Fiene (wasmitmedien.de) und Markus Hündgen (Videopunks), die sich zuvor bereits eine Absage eingehandelt hatten, binnen weniger Minuten zu einem Interview mit Dennis Crowley ein.
Nicht nur nach diesem Gespräch muss ich sagen, dass Foursquare weit mehr ist als nur eine einfache Spielerei, mit der man sich zum Bürgermeister („Mayor“) lokal ansässiger Geschäfte, Restaurants, Bars oder Eventlocations macht. Vielmehr versuchen die Macher konsequent die wichtigsten Funktionalitäten Sozialer Netzwerke (Interessen, Empfehlungen aber auch Me-Marketing) mit dem realen Leben zu verknüpfen. In Kürze wird auch eine deutschsprachige Version erscheinen und zweifellos das Interesse an der Plattform rasant steigen lassen (so wie es auch bei Facebook nach Einführung der deutschen Version zu beobachten war).
Fraglich bleibt zwar noch, wann und wie man hier vor Ort in Europa den Markt erobern möchte, denn dazu sind zweifelsohne detaillierte Marktkenntnisse und ein gutes Vertriebsnetz erforderlich. Die Strategie, zunächst aber vor allem für eine saubere Technologie und sinnvolle Funktionalitäten zu sorgen, scheint zielführend. Zumal durch die Kooperation mit Medienpartnern und Unternehmen in den USA Kopiervorlagen für den europäischen Markt geliefert werden. Mittelfristig wird Foursquare so deutschen Unternehmen die Möglichkeit geben, sehr gezielt auf sich aufmerksam zu machen. Meine Beschreibung Foursquares als „location based targeting & couponing network“ fand Dennis Crowley jedenfalls einigermaßen zutreffend.
Übrigens: Zum aktuellen Zeitpunkt scheint es mir vernachlässigenswert, dass Dennis Crowley in seinem eigenen Netzwerk kaum „Mayorships“ erreicht hat, deute ich das doch einfach mal als Indiz dafür, dass sein Fokus derzeit mehr der Arbeit, denn der Freizeit gilt.
Mein Dank gilt den bereits erwähnten Thomas Knüwer (Kamera), Daniel Fiene (Ton) und vor allem Markus Hündgen (rasend schnelle Nachbearbeitung). Die etwas stärker verpixelten Ausschnitte verdanken wir zudem Frank Horn (Henkel) – auch hierfür vielen Dank!