27. November 2014

Stationäre Anbieter im E-Commerce (1/3): Lokale Einkaufsportale

Wie können Einzelhändler und lokale Anbieter ohne großen Aufwand und Risiko am wachsenden E-Commerce partizipieren? Dieser Frage widmet sich eine kleine Blogreihe, die mit Beispielen aufzeigen soll, wie der stationäre Handel (lokaler und regionaler Prägung) jenseits der großen Handelsketten beide Welten erfolgreich miteinander verknüpfen kann.

Solange es E-Commerce Angebote gibt existiert die Debatte, inwieweit sie den Einzelhandel gefährden. Nicht selten wird die Verödung der Innenstädte besonders kleinerer bis mittlerer Städte dem Wachstum des Online-Handels angekreidet – überteuerte Mieten, veränderte demographische Rahmenbedingungen und weit verbreitetes Doppelverdienertum spielen in dieser Diskussion eher eine untergeordnete Rolle. Unabhängig davon steht die spannende Frage im Raum, wie Ladeninhaber und Kaufleute nicht nur in den Einkaufsstraßen und Ladenlokalen Geld verdienen können, sondern auch im und/oder mit dem Internet. Die viel thematisierte Verzahnung verschiedener Touchpoints zum Kunden muss letztlich auch für kleineren und mittleren Händler und Anbieter effizient möglich sein, wenn nicht ausschließlich an der Ladenkasse Geschäft gemacht werden soll. Aus diesem Grund widmen wir uns in einer kleinen Blogreihe mit möglichen Lösungsansätzen und mal mehr mal weniger Erfolg versprechenden Angeboten.

Ein lokales Einkaufsportal, das den Namen verdient

Online City WuppertalEs war in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts als der Spar-Markt meiner sauerländischen Heimatstadt in Zusammenarbeit mit einem Bäcker auf Anruf meiner doppelverdienenden Mutter Waren zusammengestellt und an die Haustür geliefert hat. Rund 30 Jahre später warte ich auf die erweiterte Fassung dieses Konzepts, die mir den Einkauf am Bildschirm oder per Smartphone ermöglicht. Erstmals scheint dieser Wunsch zum Greifen nahe: Das Projekt „Online City Wuppertal“ soll daher den Anfang machen.

Ein Indikator dafür, dass innovative Projekte tatsächlich sinnvoll sein könnten, ist die Berichterstattung in klassischen Medien. Im Fall des von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung unterstützten Projekts haben gleich eine Reihe überregionaler (u.a. Das Erste) und landesweiter Medien über den Start des lokalen Einkaufsportals berichtet. Dabei ist es gar nicht mal das erste seiner Art, sondern nach Hamburg und Salzburg das dritte Angebot. Zwar gibt es noch eine Reihe anderer Marktplätze. Diesen mangelt es jedoch entweder an einer ausreichend Anzahl beteiligter Händler und endet so mit einem mehr als überschaubaren Produktsortiment – etwa Koomio (hier werden teilweise Händler noch wie im Branchenbuch ohne Produktsortiment angezeigt) oder HierBeiDir (wo es mitunter schwer festzustellen, in welchen Städten überhaupt Anbieter mitmachen). Oder aber die Marktplätze haben wenig Lokalkolorit, da hier immer wieder die gleichen Anbieter mit ihren lokalen Ablegern in Erscheinung treten – stellvertretend seien SimplyLocal oder Locafox angeführt. Ohne das Angebot vor Ort in Wuppertal tatsächlich zu kennen, scheint der Start in punkto Angebot und lokaler Färbung bei Online City Wuppertal auf den ersten Blick zu stimmen. Zumindest möchte ich das wohlwollend unterstellen.

Die Zeit ist reif

Für mich schließt sich mit diesem Angebot übrigens ein Kreis. Bereits vor mehr als zehn Jahren habe ich mich gefragt, wieso die Anbieter der dahinsiechenden Innenstädte nicht längst Gemeinschaftsprojekte im Web starten, um ihre Waren und Produkte im Web anzubieten und mit Hilfe lokaler Logistikunternehmen ausliefern. Seinerzeit gab es viele Argumente gegen solch ein Vorhaben: hohe Initialkosten, unterschiedliche Warenwirtschaftssysteme (sofern diese überhaupt schon vorhanden waren), unzulängliche Abrechnungs- und Paymentslösungen und mitunter in strukturschwachen Regionen sogar eine mangelnde kritische Masse, die über das Internet einkauft. All diese Argumente sind 2014 obsolet. Und so kann es kaum verwundern, dass derartige Angebote nun (endlich) an den Start gehen. Und so funktioniert das Prinzip im Idealfall:

atalanda | #WarumWarten auf Seedmatch from atalanda on Vimeo.

Fazit

Inwieweit die Projekte in Wuppertal, Hamburg und Salzburg (die Auswahl dieser Städte muss mir Atalanda nochmal erklären – offenbar haben sich in den deutschen Großstädten noch nicht sofort genügend Händler finden lassen) tasächlich erfolgreich sein werden und damit Schule machen, bleibt natürlich abzuwarten. Für mich persönlich aber ist diese Form des lokalen Einhaufsportals auf jeden Fall attraktiv, denn sie entspricht nicht nur meinem Einkaufsverhalten (und dem meiner anderen Familienmitglieder, für die übrigens ein gemeinsames Familienkonto mit identischer Lieferadresse sehr attraktiv wäre), sondern bietet bei genauer Betrachtung das Beste zweier Welten: Zum Einen die schnelle und einfache Bestellung unterschiedlicher Artikel, die mir in einer Lieferung am selben Tag nach Hause geliefert werden. Und zum Anderen vertrauenswürdige Händler in meiner Stadt, deren Qualität ich einschätzen kann und an die ich mich wenden kann, wenn etwas nicht gepasst hat. Wer diese unterstützenswert findet und an den Erfolg glaubt, kann sich bei Seedmatch noch als Investor beteiligen.

Apropos, der nächste Beitrag in der Blogreihe „Stationäre Anbieter im E-Commerce“: Hochwertiges braucht ein hochwertiges Umfeld! Stay tuned!

Blogs und Medien, die sich ebenfalls mit dem Thema befassen:

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