4. Oktober 2010

Vorstoß für eine neue Web-Währung auf qualitativer Grundlage

Das Marktforschungsunternehmen GfK und die User-Experience-Beratung Sirvaluse haben eine neue Web-Währung entwickelt. Der „WebValue Index“ (WVI) beschreibt die Nutzungsintensität von Websites, statt Rankings rein nach Reichweite zu erstellen. Die Datenanalytiker haben kress eine Auswertung von Nachrichtenportalen zur Verfügung gestellt – mit spannenden Ergebnissen.

Demnach platzieren sich die Web-Angebote „Bild.de“ und mit etwas Abstand „Spiegel Online“ ganz oben in einer Auswahl von Nachrichtenportalen, wenn es um die Nutzungsintensität geht. Seiten wie „heute.de“ und „tagesschau.de„, aber auch „n-tv.de“ schneiden ebenfalls gut ab. Doch auch kleine Seiten wie die der „Hamburger Morgenpost“ können trotz geringer Reichweite in dem Index punkten und liegen über dem Branchenschnitt..

Dagegen erzielten Seiten wie „Welt Online“ und „Focus Online“ in dem für das zweite Quartal erhobenen Index weniger gut ab. Tim Bosenick, Gründer und Geschäftsführer von Sivaluse, sagt dazu: „Reichweitenstarke Player wie Welt.de und Focus.de haben noch deutlich Potenzial bei der Bindung der Nutzer an sich.“

Am Ende der ausgewählten Nachrichtenportale liegt das „Hamburger Abendblatt“ mit einem vergleichsweise geringen WVI. Offenbar leidet die Nutzungsintensität unter der vor einigen Monaten eingeführten Bezahlschranke der Webseite.

Die Daten, auf denen der Index beruht, stammen von 32.000 online-repräsentativen Teilnehmern des GfK Media Efficiency Panels. In den Index fließen ein: Bounce Rate (Anteil der Besucher mit nur einer Page Impression), Retention Rate (Anteil der Wiederkehrer aus dem Vormonat), Anteil der Heavy User (mehr als fünf Besuche im Zeitraum), die durchschnittliche Anzahl von Page Impressions pro User und die durchschnittliche Dauer der Besuchszeit auf einer Webseite. Mehr zum Index gibt es hier.

Mehr zum neuen Index und die komplette Auswertung der Nachrichtenportale lesen Abonnenten des gedruckten kressreport in Ausgabe 20/2010 vom 1. Oktober.

Die Zeit ist überreif, dass Online-Medien ein neues Selbstverständnis in Sachen Online-Währung entwickeln. Anders als die klasischen Werbekanäle besticht das Web durch seine vielfältigen Analysemöglichkeiten: Wieviele Besucher, woher kommen diese, was machen sie auf der Webseite, kommen sie wieder etc. Doch alles, was den Vermarktern und Publishern bisher eingefallen ist, ist AdImpressions als Bemessungsgrundlage für die Buchung von Werbung zu Grunde zu legen. Auch die Anzahl der Visits, die seit kurzem als erweiterte Grundlage zu Rate gezogen werden, ändern daran kaum etwas.

Wie absurd ist die Diskussion über Adserver, die Werbung innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde ausliefern sollen. Warum bloß? Letztlich doch wohl vor allem, damit die Werbeeinblendungen auch bei denjenigen gezählt werden, die nur aus Versehen auf Interstitials, Pop-Up- oder Pop-Under-Werbung geklickt haben. Schon allein aus diesem grund ist der gemeinsame Vorstoß der GfK und von SirValuse sehr begrüßenswert.

Bleibt nur ein Problem: Für eine Systemänderung sind nicht neue Ideen, sondern vor allem deren Umsetzung durch Mediaagenturen und die Akzeptanz bei den Big Spendern der Werbewelt nötig. Und hier hege ich angesichts eingefahrener Denkweisen und verfilzter Seilschaften nur wenig Hoffnung auf Besserung.

Posted via email from christophsalzig’s posterous

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